Früherkennung und Frühförderung

  • Die Früherkennung einer Rechenschwäche ist für ein erfolgversprechendes Fördern überaus wichtig. Bei der Frühförderung kommt besonders den ersten Wochen des 1.  Schuljahres eine große Bedeutung zu.
    Hier müssen die Lernausgangslage der Schulanfänger erfasst und differenziert die notwendigen Voraussetzungen für den Rechenlehrgang bei einigen Kindern gefördert werden.
    Dabei ist insbesondere ein geometrischer Vorkurs vor der Erarbeitung des Zahlbegriffes wichtig, da sich  Leistungen und Vorwissen von Schulanfängern oft über die Inhalte mehrerer Schuljahre unterscheiden.

    Nachfolgend sollen einige Bereiche genannt werden, die man bei vielen Schulkindern recht früh beobachten kann, die später vielleicht doch als rechenschwach gelten könnten:
  • Die Mengeninvarianz (PIAGET) wird noch nicht sicher eingesehen (Schulanfang, 1. Schuljahr)
  • das Verständnis der geometrischen Lagebeziehungen (oben-unten, links-rechts) und der Qualitätsbegriffe (groß-klein, lang-kurz) sowie der entsprechenden Relationen ist unzureichend (Schulanfang, 1. Schuljahr)
  • Spiele wie Memory, Puzzle, Legosteine ... werden gemieden bzw. fallen schwer (Vorschule, Schulanfang)
  • Mengen im Alltagsleben (z.B. Butter, Marmelade... für eine Brotscheibe, den Tisch decken ...) werden falsch eingeschätzt (Schulanfang)
  • das Zählen erfolgt rein mechanisch-verbal; Rückwärtszählen, Zählen in Schritten u.a. gelingen kaum (1./2. Schuljahr)
  • das Erkennen von Zahlbeziehungen (Doppelte-Hälfte, Vorgänger-Nachfolger...) bereitet große Schwierigkeiten (1./2. Schuljahr)
  • Es zeigen sich Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen von Zahlen (z.B. 35 statt 53); Schreiben der Zahlen in ,,gesprochener Reihenfolge” (z.B. bei 17 erst die 7 und dann die 1) (1./2. Schuljahr)
  • die Additions- und Subtraktionsaufgaben im Zahlraum bis 20 werden weitgehend noch zählend gelöst (Ende 1./2. Schuljahr),
  • die mathematischen Symbole (+, -. =, >, ...) werden verwechselt, die Zeichen in einer Gleichung vertauscht (1./2. Schuljahr),
  • die Vorstellungen von Größen (Längen, Gewichte ...) sind überaus unrealistisch, der Umgang mit der Zeigeruhr wird vermieden, Geldwerte sind unbekannt (2. Schuljahr)

    Bitte beachten: Diagnostizierte Halsschmerzen führen nicht in jedem Fall zur Grippe!
    (nach Radatz 1996)

Literaturempfehlung für Lehrerinnen und Lehrer:
Ursula Chaudhuri: Kinder mit Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht.
Anregungen für die Ausbildung von Grundschullehrerinnen. In: Peter Bardy (Hrsg.): Mathematische und mathematikdidaktische Ausbildung von Grundschullehrerinnen/-Lehrern. Weinheim 1997, 145-153
Andrea Schulz: Fördern im Mathematikunterricht. Was kann ich tun? Stuttgart 1997.
Die Gestaltung des Buches erfolgte in Form einer Aufgabensammlung, die gegliedert ist in die Förderschwer-punkte Abstraktion, Vorstellung, Konzentration und Gedächtnis.
Zu jedem Schwerpunkt sind immer mehrere Aufgaben gleicher Art auf allen Repräsentationsebenen (enaktiv, ikonisch, symbolisch-verbal) zusammengestellt, so daß ein bewußtes Hin- und Herübersetzen ermöglicht und gefordert wird. Aufgaben, die auf enaktiver und ikonischer Ebene gelöst werden können, nehmen dabei einen höheren Stellenwert ein, da diese Ebenen im Unterricht der Regelschule für Schüler mit Lernschwierigkeiten oft zu früh verlassen werden.