Diagnostik im Mathematikunterricht der Grundschule

 Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen berichten in Fortbildungsveranstaltungen über die Notwendigkeit, neben unterrichtender Arbeit zunehmend auch familienergänzende Funktionen zu übernehmen. Vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrern bleibt daher nur noch wenig Zeit für die regelmäßige vergleichende Betrachtung der individuellen Fehler ihrer Schulkinder.

Rechenstörungen lassen sich bestimmten Entwicklungsstufen mathematischen Denkens zuordnen
So kann auf der ersten Stufe im Aufbau und im Verinnerlichen mathematischer Operationen das konkrete Handeln mit Gegenständen ebenso durch Schwächen im Bereich der visuellen Gliederung oder des Zähl- und Zahlbegriffs beeinträchtigt sein, wie auch durch mangelnde Einsicht in das dekadische Positionssystem und in die Darstellung im Zahlenraum, und/oder durch mangelhafte Beherrschung der Operationen, die zum Aufbau neuer Rechenoperationen erforderlich sind.
Auf der zweiten Stufe kann die bildliche Darstellung mit Zeichen und Symbolen erschwert sein durch eine visuelle Wahrnehmungsschwäche, eine Schwäche der visuellen Vorstellung, ein nicht ausreichendes Kurzzeitgedächtnis und/oder eine allgemeine Speicherschwäche.
Die Darstellung und Umsetzung mathematischer Operationen mit Hilfe von Ziffern und Zeichen (Stufe III) kann durch eine allgemeine Abstraktionsschwäche beeinträchtigt sein.
Bei der Automatisierung und Anwendung mathematischer Operationen (Stufe IV) führen ein vermindertes Sprachverständnis, eine Verknüpfungsschwäche oder Schwächen in der Raumerfassung zu Problemen.
Möglich sind ferner weitere Beeinträchtigungen aus dem Bereich des sozialen Umfeldes, Besonderheiten, die im Bereich der Persönlichkeit des Kindes oder des Lehrers liegen und schließlich Störungen, deren Ursachen in der Methodik des Unterrichts liegen. Und es unterrichten auch Lehrkräfte, die bewusst auf die Möglichkeiten individualisierender Förderung verzichten, so dass sie hierfür auch keine Informationen benötigen.Natürlich gibt es Lehrerinnen und Lehrer, denen die Möglichkeiten individualisierender Hilfen, die sich auf qualitative Analysen der Arbeitsergebnisse gründen, nicht bekannt sind.
Darüber hinaus gibt es sehr spezielle und individuell verschiedene Defizite, deren genaue Ausprägung im Unterricht nicht diagnostiziert werden kann.
Ohne eine differenzierte Fehleranalyse können die in schriftlich vorliegenden Arbeitsergebnissen enthaltenen Informationen jedoch nicht genutzt werden! Zählmethoden als einzige Lösungsstrategie über das erste Schuljahr hinaus zu tolerieren, ist unterlassene Hilfeleistung und bewirkt, dass sich Unterschiede zwischen schwachen und starken Schülern ständig weiter vergrößern. Die in der Diagnostik und Differentialdiagnostik gewonnenen Erkenntnisse und Befunde werden nach Auswertung zusammenfassend bewertet und enthalten differenzierte Hinweise zur weiteren Behandlungsplanung.

In der Reihe Deutsche Schultests gibt es inzwischen eine ausreichende Anzahl von Schulleistungstests, die es ermöglichen, Kinder mit Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens rechtzeitig zu erkennen.

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